„Der Arlberger Klettersteig zählt zu einem Extremklassiker unter den Klettersteigen und verläuft hoch über St. Anton am Arlberg über einen langen Grat bis zum Gipfel der Weißschrofenspitze (2.752)“
So steht es in der Tourenbeschreibung des Arlberger Klettersteiges. Diesen Steig habe ich bereits seit längerem auf meiner Liste. Genauer gesagt, seit ich beim Haibike Festival in St. Anton am Arlberg 3 Tage mit dem E-Bike unterwegs war. Die Überschreitung des langen Grates sieht bereits vom Tal sehr beeindruckend aus. Nun war es an der Zeit, ihn endlich zu begehen. Und deshalb lasse ich euch bei meiner Besteigung etwas teilhaben:
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Der Arlberger Klettersteig
Ausgangspunkt des Arlberger Klettersteiges ist St. Anton am Arlberg. Eine kleine Gemeinde im Bezirk Landeck in Tirol. Vielen bekannt als eine der besten Wintersportorte. Aber nicht nur im Winter – auch im Sommer eine phantastische Region für Wanderer und Bergsteiger.
Mit der Galzig Bahn und anschließend mit der Vallugabahn geht es bis zur Station I des Vallugagrates (2650) Wir sind recht früh gestartet, damit wir genügend Zeit für den Klettersteig mitbringen. Denn dieser ist mit 2 Kilometern recht lange. Das finde ich sehr wichtig, denn ein aufziehendes Gewitter oder eine Wetterverschlechterung braucht man an einem Klettersteig so gar nicht.
Der Wetterbericht für diesen Tag bringt eine leichte Gewittergefahr in den Abendstunden. Die bestehenden Wolken sollten sich laut Wetterbericht rasch verziehen. So steht also einer Begehung nichts mehr im Weg.
Man startet mit einem Abstieg zum Mattunjoch
Bei der Station I des Vallugagrates angekommen, schultern wir unsere Rucksäcke, die mit der Klettersteigausrüstung und etwas Proviant befüllt sind. Wir steigen über ein Schneefeld ab und gelangen in knapp 30 Minuten zum Mattunjoch. Vom Joch folgen wir dem am Einstieg gut markierten Klettersteig und passieren folgende Gipfel: Knoppenjochspitze 2680 m, Lorfekopf 2689 m, Lisumspitze 2667 m über die Haifischzähne zu einer Scharte und dann weiter über einen etwas steileren Aufschwung zur Weißschrofenspitze 2752m. Dies ist auch der höchste Punkt, den wir beim Arlberger Klettersteig erreichen.
2 Kilometer entlang des Grates
Immer wieder geht es auf und ab beim Klettersteig. Wir passieren 3 Notausstiege, welche wir aber hier nicht benötigen. Die Schwierigkeiten beim Arlberger Klettersteig werden mit D angegeben, was übersetzt „sehr schwierig“ bedeutet.
Meiner Meinung nach ist die Länge des Klettersteiges von 2 Kilometern nicht zu unterschätzen. Die schwierigen Stellen sind mehr Einzelstellen, aber die Länge macht dann die Schwierigkeit. Voraussetzung für diesen Steig ist eine gute Kondition und gute Kraft/Ausdauer, um diesen Steig ohne Probleme zu meistern. Besondere Vorsicht ist bei Gewittern gegeben, da der Grat sehr exponiert und dann äußerst gefährlich ist. Die Notausstiege sind ebenfalls, soweit wir das beurteilen können, recht steil und ausgesetzt.
Ausblick vom Gipfel
Wir erreichen den Gipfel nach etwas mehr als 3 Stunden. Die angegebene Zeit laut Tourenbeschreibung beträgt 4 Stunden alleine für den Klettersteig ohne Zustieg. Wir haben richtig Gas gegeben, denn das Wetter hat sich entgegen den Vorhersagen gegen Mittag eher verschlechtert, als dass es besser wurde. Erst als wir beim Gipfel waren, haben sich die schwarzen Wolken verzogen.
Dieses Mal sind nur vier Klettersteig Geher unterwegs. 3 Bergsteiger haben gleich zu Beginn den Notausstieg genommen. Den 4. Bergsteiger haben wir schon vom weitem auf dem Gipfel der Weißschrofenspitze erblickt. Wir treffen diesen am Gipfel des höchsten Punktes dieses Klettersteiges.
Beim Abstieg vom Gipfel geht es noch recht ausgesetzt und mäßig schwierig abwärts. Er lässt uns den Vortritt und wir erreichen relativ rasch den Weg, der zur Kapall Bahn führt. Da uns bereits beim Bergauf fahren mit der Galzig Bahn gesagt wurde, dass jeweils am Mittwoch und Donnerstag diese Bahn nicht fährt ist der Fall klar. Wir müssen wieder zur Valuga Station I aufsteigen, da wir an einem Donnerstag unterwegs sind. Darauf habe ich bei der Tourenplanung nicht geschaut!
Somit ist dies noch ein recht langer Weg zurück. Zuerst queren wir den ganzen Berg, den wir über einen Grat begangen haben. Dann geht es über ein Schneefeld aufwärts bis zum Mattunjoch und anschließend weiter zur Station I der Vallugabahn.
Tipp: Bitte beachtet die Betriebszeiten der Valluga und Galzigbahn!
Wir erreichen zeitgerecht die Station I der Vallugabahn und fahren mit der Gondel noch bis ganz nach oben. Hier befindet sich eine große Aussichtsplattform mit einem Rundum Blick. Hier oben befindet sich auch genau die Grenze von Vorarlberg und Tirol.
Die Aussicht von hier oben ist grandios. Wir haben einen perfekten Rundumblick bis plötzlich eine Nebelfront hereinbricht und wir keine 2 Meter mehr sehen. Ich glaube, wir haben die Zeit perfekt genutzt.
Facts zum Arlberger Klettersteig
Ausgangspunkt: St. Anton am Arlberg, Galzig und Valluga Bergbahn
Zustieg von der Station I der Valluga Bahn absteigend zum Mattunjoch und anschl. beginnt der 2 Kilometer lange Klettersteig
Dauer des Zustieges: 30 Minuten (bei guten Verhältnissen)
Länge des Klettersteiges: 2 Kilometer ca. 4 Stunden
Schwierigkeit des Steiges: D
Absicherung: Gut
Abstieg: von der Weißschrofenspitze steil über den Klettersteig absteigen bis zur Kapall Bahn und mit dieser wieder ins Tal
Wenn diese nicht fährt – unterhalb des Grates auf einem guten Weg zum Mattunjoch aufsteigen und weiter zur Valluga Station I. Mit der Bahn wieder ins Tal zurück.Topo: Arlberger Klettersteig
Manchmal braucht man auch ein wenig Glück, dass das Wetter hält. So hat es bei uns genau gepasst. Wir fahren mit der letzen Gondel der Valluga und Galzigbahn wieder ins Tal. Was war das für ein toller Tag. Ein langer und kraftraubender Klettersteig, fast keine Bergsteiger unterwegs, eine grandiose Aussicht, das zeitgerechte ankommen bei der Bergstation – alles zusammen ein toller Urlaubstag am Arlberger Klettersteig.
Wer von euch kennt diese Region nicht nur im Winter? Was gefällt euch hier besonders gut? Ich bin gespannt auf eure Kommentare.
Vielleicht besteht eurerseits noch Interesse daran, was wir sonst alles in diesem besonderen “Corona Sommerurlaub” unternommen haben? Dann schaut euch mal folgende Beiträge an:
- Unterwegs am Berglistüber Wasserfall
- Wanderung zum Gletscherseeli
- Städtetrip Prag
- Wanderung zum Wiegensee
- Umrundung der Drei Zinnen mit Abstecher zum Paternkofel Klettersteig
- Schluchtenwanderung Breitachklamm
- Unterwegs am Großen Widderstein
Wir sind weiter unterwegs und werden wieder berichten.
Ihr sucht nach mehr Inspirationen für Klettersteige in Vorarlberg? Kein Problem. Hier gibt es eine große Auswahl der schönsten Klettersteige in Vorarlberg. Wenn ihr in der Rubrik Klettersteig ein wenig stöbern wollt, da findet ihr ganz viel Auswahl.
Bleibt gesund und bis bald.
Eure Bine
… und hier wie gewohnt ein paar Impressionen vom Arlberger Klettersteig.
1 Kommentar
Ich war gestern mal wieder dort. Aus meiner Sicht ist das einer der gelungensten Klettersteige westlich von Innsbruck.
Ergänzend sei gesagt, dass die Versicherungen nicht nur gut, sondern sehr gut sind. Und ansonsten nur metallstifte in den Fels gebohrt wurden, wo diese wirklich hilfreich sind. Die schwierigen Passagen sind in der Regel relativ kurz. Es gibt 3 (!) notausstiege, was viel Flexibilität und einen raschen Rückzug erlaubt. Dafür gibt es von Lift-bis-lift keine Wasserstellen – also auf jeden Fall genügend zu trinken mitnehmen!
Es sei auch erwähnt, dass man den Steig in beide Richtungen gehen kann und wer fit ist, auch hin-und-zurück machen kann. Großer vorteil ist auch, dass man sich eher seitwärts am Fest bewegt und das Risiko von Steinschlag sehr überschaubar ist. Tendenziell am höchsten beim Abstieg vom letzten Gipfel. Es gibt viel leichtes Gelände, wo gut überholen kann bzw an entgegenkommenden Personen vorbei kommt. Und wer sich im b-Gelände auch ohne Sicherung wohl fühlt wird deutlich schneller unterwegs sein (i know, im Lehrbuch stehts anders).
Zum psychologischen Aspekt noch eine Anmerkung: teilweise ist es recht ausgesetzt am Grat – dafür geht es nicht 100erte Meter senkrecht runter. Anders als wie beispielsweise am klostertaler fallbach Klettersteig.
Statt der Bahn kann man ggf. das (e-)bike nutzen, wobei ab der bergstation galzig leider ein Fahrverbot besteht. Gott weiß, weshalb…Falls jemand übrigens plant, nach dem steif mit dem MTB über den ausgeschilderten galzig-trail abzufahren: diesen kann ich nicht empfehlen – der macht keinen Spaß.